Zhan Zhuang - Stehen wie ein Baum
Meditation im Stehen – Die Universalübung
In China hat man schon vor unserer Zeitrechnung Übungen praktiziert, die sich mit dem „richtigen“ Stehen beschäftigt haben.
Stehen wie ein Baum, Stehen wie eine Kiefer, Stehen wie ein Pfahl, den Ball halten oder stehende Säule sind Benennungen für ein aus China stammendes Qigong-System mit der Bezeichnung Zhan Zhuang (sprich: Dscham Dschang). Zhan Zhuang oder Stehen wie ein Baum ist ein universeller Terminus. Dieser Begriff bezeichnet kein in sich abgeschlossenes System. Es ist der Begriff für eine Methode.
Das „Stille Stehen“ oder „Meditation-im-Stehen“ wird als die wichtigste und am häufigsten praktizierte Form des Qigong bezeichnet. Sie integriert alle Elemente die Einfluss auf die Körperhaltung, Entspannung und die Atmung haben.
Die Anfänge der Meditation-im-Stehen gehen möglicherweise schon auf die Jagdgewohnheiten der Urmenschen zurück. Ein Jäger musste sich auf der Jagd über lange Zeitspannen vollkommen still verhalten, um die Beute nicht zu erschrecken.
Das bewegungslose Verhalten führte dann auch zur Empfindung des Einklangs und der Einheit mit der Natur und zur Erfahrung, dass in Körperhaltungen Selbstheilungskräfte enthalten sind.
Die Anthropologin Dr. Felicitas Goodmann hat hierzu zahlreiche Untersuchungen angestellt und insbesondere heilige, rituelle Körperstellungen auf alten Skulpturen und Kunstwerken und Höhlenmalereien und Felszeichnungen untersucht. Weltweit fand sie ähnliche Motive.
Im Rahmen dieser Darstellung soll nicht weiter auf die höchst interessanten Untersuchungen der Anthropologin Dr. Goodmann eingegangen werden. Hier soll lediglich festgehalten werden, dass China das einzige Land ist, in dem aus dem „Stillen Stehen“ eine exakte Wissenschaft wurde.
Zhan Zhuang wurde in China über viele Jahrhunderte durch praktische und lebensnahe Erprobung entwickelt. Um ihren Körpern ein starkes Fundament für ihre spirituelle Entwicklung zu geben, haben wahrscheinlich Mönche mit dem Pfahlstehen begonnen. Kämpfer haben sich dann später das Wissen um die Auswirkungen des Übens des Stillen Stehens für ihre Ziele zu Nutze gemacht. Sie praktizierten das Stille Stehen, um Schnelligkeit und Explosivkraft zu verbessern. Mit dem Üben der Stehenden Säule war in geistiger Hinsicht das Ziel verbunden, den eigenen Geist zu klären.
Einer der bekanntesten Lehrer der Meditation-im-Stehen war der Großmeister Wang Xiangzhai (1885 – 1963). Er hat das teilweise schon fast verlorene Wissen um die Kunst des Stillen Stehens bei den verschiedensten Meistern in China erforscht.
Wang Xiangzhai galt sowohl als hervorragender Kampfkunstexperte als auch als Meister des Zhan (jap. Zen). In seiner späteren Lebenszeit entdeckte Wang Xiang-zhai die Auswirkungen des Stillen Stehens auf die Gesundheit und widmete sich besonders der Gesunderhaltung und Krankheitsvorbeugung sowie der Heilung von Erkrankungen durch das von ihm entwickelte System Yiquan.
Wang Xiangzhai teilte Zhan Zhuang in zwei Bereiche ein:
- Yangsheng Zhuang = „Gesundheits-Stehübungen“ und
- Jiji Zhuang = „Kampfkunst-Stehübungen“
Prof. Yu Yongnian war ein Schüler von Wang Xiangzhai. Durch seine wissenschaftlichen Ausarbeitungen über den therapeutischen Wert der Zhan Zhuang-Übungen wurden diese Übungen an vielen Klinken in ganz China eingesetzt. Dies geschah zu einer Zeit als unter dem kommunistischen Regime in China aufgrund der allgemeinen politischen Situation eine Kampfkunst nicht öffentlich verbreitet werden durfte. Das Üben und Unterrichten von Gesundheitsübungen war jedoch uneingeschränkt möglich. Das Üben der Kampfkunst fand zu dieser Zeit nur im Geheimen statt, wobei es auch grundsätzlich so war, dass die Kunst des Stillen Stehens immer nur von einem Lehrer an einen Schüler weitergegeben wurde; insoweit waren die Übungen also nicht öffentlich bzw. jedermann zugänglich.
Professor Yu Yongnian entwickelte die korrekte Anwendung des Zhan Zhuang bei verschiedenen Erkrankungen in chinesischen Krankenhäusern. Dabei erstellte er eine Liste (Tabelle), welche öfter auftretende Empfindungen und Wahrnehmungen in den ersten Übungswochen tabellarisch wiedergibt.